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Reden

Kunstgeldwirtschaft

 
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Ein absichtlich vieldeutiges Wort steht am Beginn einer komplexen Rede, die an den Urgrund der Abhängigkeiten zwischen lebensnotwendigen Handlungen und Ideenwelten führt.

Was sollte der Sinn eines guten Studiums sein? Die Studierenden durch das Dickicht von Informationen so zu leiten, dass dauerhaftes Wissen der zentral wichtigen und wesentlichen Inhalte resultiert bei gleichzeitiger bleibender Ahnung dessen, was es sonst noch gibt und dem Wissen, wo man bei Bedarf nachzuschauen hat. Dies kann nur gelingen, wenn verantwortungsvolle und gute Professoren eine nicht zu große Anzahl an Student/innen betreuen.

Was ist das Ergebnis aktueller Hochschulwissensvermittlung? Dass die Studierenden ohne wirkliche Anleitung Berge von Wissen in möglichst kurzer Zeit mehr oder weniger planlos und auswendig lernen, ein Wissen, das zumeist in kürzester Zeit größtenteils in Vergessenheit gerät und nur punktuelle und nicht sinnvoll gewichtete Inhalte gemerkt bleiben. Daraus folgt, dass eine durch Absolvierung des Studiums legitimierte Berufsausübung schwerwiegend negative Auswirkungen für jene Menschen haben kann, die sich auf die Qualitäten der Akademiker/innen verlassen (müssen).

Diese Vorrede war notwendig, um begreiflich zu machen, warum sich ein Komponist sogar an folgenden Analysen versucht, statt derartige Dinge den „Fachleuten“ zu überlassen. Solche Einwände entkräfte ich mit dem lapidaren Hinweis darauf, dass die Qualität mancher Wirtschaftsfachleute und Wirtschaftswissenschaftler aus oben genannten Gründen nicht allzu groß sein kann, sonst wäre es doch nicht möglich, dass wir noch immer Weltwirtschaftskrisen erleiden müssen.

Um auch einfachen, „kleinen“ Leuten die grundlegenden Mechanismen des Marktes begreiflich machen zu können, bedarf es des Sezierens von Zusammenhängen.

Die Annahme, dass ein Mensch lebenslang ohne jede Mitwirkung eines anderen Menschen überleben könnte, entspricht zwar nicht der Realität, aber wenn es so wäre, könnte man fordern, dass jeder Mensch sich alles selber erledigen müsse, was er zum Überleben benötigt. Dies geht natürlich nicht. Allein das Prinzip der Zweigeschlechtlichkeit und die Betreuung von Kindern verhindert solch ein Ansinnen. Könnte dieses Prinzip jedoch durchgesetzt werden, gäbe es prinzipiell kein Problem hinsichtlich Benachteiligungen und Bevorzugungen.

Es ist aber nun einmal so, dass Menschen aufeinander angewiesen sind; manche wollen, manche müssen dies zur Kenntnis nehmen.

Wie regelt man die daraus zwangsläufig resultierenden Unterschiede in der Gewichtung von Handlungen? Einfachstes Beispiel: Die Mutter muss sich um Wohl und unmittelbare Sicherheit ihres Kindes bemühen. Der Vater nützt seinen geringeren Zeitaufwand hinsichtlich Kindesbetreuung zum Herbeischaffen von Nahrung und übt eine erweiterte Schutzfunktion aus, u. a. durch das Errichten und Instandhalten einer Behausung. Normalerweise wird aus solchen grundsätzlichen Tatsachen kein Zwist entstehen. Überdies hat es schon immer Menschen gegeben und wird es auch immer Menschen geben, die Leistung für andere erbringen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.

Einige wenige Menschen einer Gesellschaft können, aus welchen Gründen auch immer, mehr als andere. Ihre Leistungen kommen aber meist nicht nur ihnen, sondern auch anderen zugute. Wie regelt man nun die unter Umständen dramatischen Unterschiede in der Bedeutung der Leistungen? Gibt sich jemand, der etwas erfunden hat, das allen anderen das Leben maßgeblich erleichtert, damit zufrieden, dass er z. B. Beeren nicht mehr selber pflückt und Wild nicht mehr selber jagt? Der Ruf nach einem Zahlungsmittel, das Leistungen unterschiedlich gewichtet, musste kommen. Doch selbst in kleinstem, überschaubarem Rahmen ist es schwierig, den Überblick über Leistung, Gegenleistung, Produkt, Lebensbedingungsänderungen zu bewahren. Daraus folgt zwingend logisch, dass minder begabte, jedoch nicht minder um das eigene Wohlergehen bemühte Menschen auf die Idee kommen mussten, in diesem schlichten System Mittlerinstanzen zwischen Angebot und Nachfrage zu besetzen und für diese Vermittlung Gebühren einzuheben. Hierin liegt der Urgrund jedes Wirtschaftssystems, das es gilt, völlig emotionslos und neutral zu betrachten.

Jeder Mensch weiß - hoffentlich -, dass der Mensch seinem tierischen Ursprung nach sehr egoistisch agiert. Dies ist nicht als prinzipiell böse zu werten, sondern als natürlich. Beim Menschen tritt hinzu, dass er nicht klar den Strukturen „Rudeltier“ oder „Einzelgänger“ zuzuordnen ist. Es gibt zahlreiche Zwischenformen, wobei zu vermuten ist, dass die meisten Menschen doch eher Rudeltiere sind. Beim Studium des Verhaltens von Rudeltieren fallen unter anderem Rangordnungskämpfe auf, die mehr oder weniger heftig geführt werden, jedoch offensichtlich natürlich entsprechend unterschiedlicher physischer Möglichkeiten entschieden werden. Menschen haben jedoch auf dem Weg zur Menschwerdung ganz andere Möglichkeiten der Abgrenzung untereinander und der Unterdrückung anderer zwecks Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Weitergabe der eigenen Gene erhalten. Und diese Möglichkeiten werden nun gerade von jenen Menschen mit Akribie genutzt, die als nur Tier keine Chance zum Aufstieg im Rudel erhalten hätten.

Und was machen sich solche Menschen zur Durchsetzung ihrer natürlichen Aggressionen unter widernatürlichen(!) Rahmenbedingungen zunutze? Sie haben es sicher bereits erraten: Geld.

Geld ist jene Wunderdroge, die auch dem kleinsten Geist zum Durchbruch verhelfen kann. Wiederum folgt daraus zwingend logisch, dass sich mit Einführung des Zahlungsmittels Geld die faszinierende Idee etablieren musste, Geld ohne Bezug zur Realität zu vermehren.

Machen wir einen Sprung in das Jahr 2008 n. Chr. in eine Zeit der weltweiten Bankenkrisen und Wirtschaftskrisen. Ich zitiere aus der österreichischen Tageszeitung „Die Presse“ vom 6.10.2008:

„Es ist Panik ausgebrochen. Die Angst, von der Finanzkrise angesteckt zu werden, wird täglich größer“, sagen Händler. Es wird befürchtet, dass die anhaltende Finanzkrise auch die reale Wirtschaft immer stärker belastet.

Sehr interessant ist die Formulierung, dass die „reale Wirtschaft“ immer stärker belastet würde. Klar tritt dabei hervor, dass es eine weit in die Vergangenheit zurück reichende glücksspielartige Spekulationsgeldwirtschaft gibt, in der einige Mitspieler mit gezinkten Karten spielen und die breite Masse der Mitspieler, sprich Aktienbesitzer, geradezu klassisch abzocken. Wann wird endlich diese Art des Glücksspieles weltweit verboten?

In der Ablehnung dieser perversen Situation darf jedoch nicht der Fehler begangen werden, das Kind wieder einmal mit dem Bade auszuschütten und zu fordern, Geld als Zahlungsmittel abzuschaffen, wie es ja manche nicht lernfähige Menschen noch immer fordern. Geld als Zahlungsmittel ist eine zwingende Notwendigkeit in unserer komplexen menschlichen Welt. Aber es muss hinkünftig eine strikte Trennung geben zwischen „Spielkapital“ und der sogenannten realen Wirtschaft, in der Geld auch als Benchmark von Leistungen herangezogen wird. Wer käme auf die Idee, die Verluste, die jemand in einem Spielkasino erlitten hat, mit dem Geld der Allgemeinheit, sprich aus Steuermitteln, auszugleichen, nur weil der Glücksspieler als „Sicherheit“ jene realen Werte angegeben hat, die er sonst verhöhnt?

Sicherlich, sie sind faszinierend, diese Zocker, die gelegentlich mit null Leistung zum Herrscher über andere werden, die generös ihr Trinkgeld an die Dummen verteilen. Wer möchte nicht das schnelle Geld machen? Wer möchte nicht gut leben? Wer möchte nicht von schönen Menschen umgeben werden? Wer möchte nicht… Endlos lässt sich solch eine Wunschliste fortsetzen. Dabei gibt es jedoch ein ganz großes ABER und dieses aber bedeutet die Frage nach dem realen Bezug des gewonnenen Geldes. Woher kommt dieses Geld? In einem Spielkasino von den dummen Mitspielern, die weniger Glück haben. Selber schuld! Aber woher kommt das Geld, das ein perverses Zinssystem und Aktiengeschäft zur Bezahlung der wenigen genialen Trickspieler bezieht? Aus der realen Wirtschaft und von all jenen Menschen, die in der realen Wirtschaft ihren Beitrag leisten. Das darf so hinkünftig nicht mehr sein, wenn die Menschheit die Menschwerdung vollziehen will, weil diese nicht den Parasiten, sondern den Altruisten benötigt. Es dürfen nicht die Bestrebungen hoch entwickelter, wissenschaftlich kreativer Menschen konterkariert werden durch fiktive Leistungen von Spielern, die in ihrem Leben nichts geleistet haben außer parasitär ihrer tierischen Natürlichkeit zu frönen und ihr Wohlleben im Gewand der Menschlichkeit zu verkaufen.

Die Devise muss lauten: Alle Macht der aufbauenden Kreativität, gleich auf welchem Gebiet! Und Entmachtung destruktiver Kreativität, die ausschließlich egoistisch und parasitär in Erscheinung tritt.

Derartige Feststellungen untermauere ich gerne mit Aussagen wie sie z. B. Jan Oosterveld in einem in „die Presse“ vom 6.10.2008 wiedergegebenen Interview von sich gegeben hat. [Jan Oosterveld (64) ist Professor an der IESE Business School in Barcelona, einer der renommiertesten Business Schools der Welt. Der Niederländer war früher leitender Manager beim Elektronikkonzern Philips. Heute berät er die Großbank Morgan Stanley und sitzt im Aufsichtsrat des deutschen Autozulieferers Continental. Er war kürzlich auf Einladung der Bank Gutmann in Wien.]

„Der tägliche weltweite Geldverkehr beträgt heute wohl nicht mehr eine Trilliarde Dollar. Aber auch nicht null.“

Ein tolles Spielkapital allemal! Führen Sie sich einmal diese Zahl vor Augen: 1000 Millionen sind eine Milliarde, 1000 Milliarden sind eine Billion, 1000 Billionen sind eine Billiarde, 1000 Billiarden sind eine Trillion, 1000 Trillionen sind ein Trilliarde. Es folgt die Zahl mit Nullen und Tausendertrennzeichen:

1.000.000.000.000.000.000.000 $ täglich!

„Es wird sicher eine Konsolidierung im Bankenwesen geben. Aber das ist nicht das Ende des Kapitalismus. Meine Theorie ist, dass die Schwankungen stärker und schneller werden, je größer die Weltwirtschaft wird. Damit müssen wir leben.“

NEIN, Herr Oosterveld, damit müssen WIR nicht leben, damit wollen Menschen Ihrer Denkungsart gut leben!

„Populisten gibt es immer. Die sind aber nicht die Mehrheit. Die Globalisierung wird weitergehen. Ich finde den Vorschlag von Frankreichs Präsident Sarkozy sehr interessant, nämlich zu schauen, ob unsere bilanziellen Bewertungsregeln angemessen sind. Die aktuellen Probleme sind ja zum Teil deshalb entstanden, weil Aktiva der Banken unter Druck gerieten und sie diese abwerten mussten. Das war vor zehn Jahren noch nicht so. Aber wenn ich die genauen Antworten auf all diese Fragen wüsste, könnten wir eine Flasche Champagner köpfen.“

Wollen wir uns weiter von Menschen führen lassen, die in Wahrheit gar keine Antworten wissen? Eine richtige Globalisierung stellt keine Gefahr dar, eine bewusst missbräuchlich betriebene und/oder dumme, falsche sehr wohl.

„Im Gegenteil: Ich bin ein großer Optimist. Denken Sie daran, dass das Wachstum der Weltwirtschaft in den letzten fünf Jahren so groß war wie nie zuvor. Der Wohlstand der Weltbürger ist so stark gestiegen wie nie zuvor. Die technologische Entwicklung ist spektakulär, was in China passiert, fantastisch, die Welt bewegt sich also in eine gute Richtung.“

Der Wohlstand der Weltbürger ist gestiegen? Fragt sich nur, wer diese Leute sind, die Herr Oosterveld als Weltbürger bezeichnet. Abgesehen davon, beruft sich ein Herr Oosterveld hier in klassischer Manier auf die reale Wirtschaft und deren tatsächlich großartige Leistungen, von der ja das Spielkapital ewig weiter bezogen werden soll, damit die kleinen Geister die Macht zur Führung behalten, in Ewigkeit mit ganz speziellem Amen. Den Segen Gottes kaufen sich solche Leute ja nebenbei doch ganz gerne. Man kann ja nie wissen…

„Ich versuche in meinen Vorlesungen, auf Dinge aufmerksam zu machen, die schiefgehen. Aber die Studenten sind nicht daran interessiert. Die wollen wissen, was gut geht. Wenn Sie „Business Week“ oder „Fortune“ lesen, finden Sie nur Erfolgsgeschichten. Dabei werden im Business die meisten Dinge kein Erfolg. Wir hatten bei Philips eine Filmfirma in Hollywood: Neun von zehn Filmen sind kommerzielle Flops. Da legt man sein Geld besser in Pferdewetten an.“

Nun denn, klarer kann Herr Oosterveld es abschließend nicht mehr ausdrücken: Es geht um Glücksspiel: Wo kann das meiste Geld gewonnen werden? Vielleicht doch bei Pferdewetten?

Lassen Sie mich zum Titel dieser Rede kommen: Kunstgeldwirtschaft.

Nun, es ist kein Wunder, dass das Faszinosum, schnelles und viel Geld ohne adäquate Anstrengung zu machen, alle Bereiche der zwischenmenschlichen Kommunikation vergiften musste. Nahezu überall ist das Bestreben zu beobachten, mit möglichst geringem Aufwand möglichst weit zu kommen. Auch die sogenannten kleinen Leute wurden von dieser Denkungsart ergriffen, obwohl sie zumeist keine Möglichkeit bekamen, geringere Anstrengung mit einem mehr an Einnahmen zu verbinden. Auf jeden Fall resultiert daraus die täglich beobachtbare Geringschätzung der (eigenen) Arbeit und aller Dinge, die geschaffen werden. Ut in omnibus glorificetur deus? (Auf dass Gott in allem verherrlicht werde?) Wozu? Ganz abgesehen davon, dass ohnehin nahezu niemand mehr an Gott glaubt, geschweige denn von einer allumfassenden Gottheit überzeugt ist, lohnt sich keine Anstrengung, die über das offensichtlich Notwendige hinaus geht. Warum sehen z. B. neue (absichtlich sage ich jetzt nicht „moderne“) Häuser so aus? Weil sich gottgefällige Anstrengungen nicht mehr lohnen. Wozu sich anstrengen, wenn ich in einer Zeitung lese, dass jemand aus dem Nichts heraus Milliarden macht und mit diesen Milliarden glücklich(?) lebt an der Seite eines „hübschen“ Menschen, der die kurzfristig bestehenden Ausprägungen seines Gen - Kapitals möglichst gewinnbringend dem bestbietenden Zocker zur Verfügung stellt?

Daraus folgt, dass in allen wahr genommenen Bereichen die Spielermentalität Einzug halten musste: „The winner takes it all!“ Im Sport sowieso, in dem wenigstens halbwegs objektivierbare Kriterien über Sieg und Niederlage entscheiden, wobei die Akteure in manchen Sportarten mit Unsummen von Spielkapital ausgestattet werden, um wieder das Prinzip der Irrelationalität (Ein neues Wort; es ist NICHT Irrationalität gemeint!) zwischen Aufwand und Verdienst zu demonstrieren. Aber auch in der Kunst wird unter den Mäntelchen „Moderne“ und „Postmoderne“ demonstriert, wes Geistes Kind man ist. Das Kunstgeschäft ist ebenso angelegt wie das Geschäft der Finanzmärkte und – angesichts der aktuellen Krisen kann sehr glaubwürdig behauptet werden – ebenso in den Grundfesten faul, brüchig, verlogen und irreführend. Wer sein Geld in ein Gemälde investiert, das nichts anderes als eine Verhöhnung guter Absichten darstellt, darf sich nicht wundern, wenn er sein Geld verliert, wenn die Menschheit zur Erkenntnis gelangt, dass nicht Glücksspiel, sondern harte Arbeit und schöpferische Kreativität Werte sind, die es gebührend zu entlohnen und belohnen gilt, weil dies allen und nicht nur einigen wenigen zugute kommt.

Eingangs habe ich von lebensnotwendigen Handlungen und Ideenwelten gesprochen. Nun kann ich hoffentlich verständlicher machen, welche Missverständnisse es noch zu lösen gilt und warum ich von Ideenwelten spreche.

Überlebensnotwendige Handlungen sind anstrengend und zumeist nicht sehr amüsant. In der Freizeit wollen die Menschen vor diesen Realitäten fliehen in Spiel, Sport, Hobby, Urlaub. Selbstverständlich eröffnen Spiele verschiedene mehr oder weniger faszinierende Ideenwelten und daher ist es nur zu verständlich, dass so viele Menschen in die Falle des Finanzmarktspieles tappen, das zusätzlich mit dem Versprechen eines ohne besondere Anstrengungen zu erlangenden Reichtums lockt. Jedoch wohnt Spielen immer die Gefahr des Realitätsverlustes inne. „Es ist ja nur ein Spiel!“ Gelegentlich wird aus Spielen Realität. Manchmal wird natürlicher Spieltrieb missbraucht, indem gerissene Geschäftemacher „das Kind im Manne“ ansprechen. Goethe sagt jedoch sehr weise „Wer mit dem Leben spielt kommt nie zurecht, wer sich nicht selber befiehlt, bleibt ewig Knecht.“

Es gibt jedoch auch Ideenwelten, die nicht im Spiel gefunden werden, und dies sind die Ideenwelten der hohen Künste.

Aus diesen Betrachtungen geht klar hervor, dass jene Betätigungen, die allgemein als „Kunst“ bezeichnet werden, nichts anderes sind als erweiterte Formen kindlichen Spiels. Jenes Kritzeln eines kleinen Kindes auf Papier, das ich an anderer Stelle erwähnt habe, kann sehr faszinierend sein. Und ich verneine auch nicht, dass manche, jedoch – zumindest für mich – bei weitem nicht alle „Kritzeleien“ gesellschaftlich sanktionierter Künstler faszinierend sein können. Die Ideenwelten, die dabei geschaffen werden, sind jedoch auf ihr Spiel in und mit der Materie beschränkt und sollten nicht überbewertet werden.

Kunst i. e. S. schafft eine gänzlich andere Ideenwelt, da sie nicht bloß in der Materie reflektiert, sondern immaterielle, logische Bestimmungen materialisiert und somit für wahrhaft gebildete(!) Menschen zum Sprachrohr kosmischer Gesetze wird.

Es ist somit ein Gebot der Stunde, diese Kunst zu fördern und nicht ein sich Kunst nennendes Nebenprodukt der aktuellen Finanzwirtschaft. DAS sind wirklich vertrauensbildende Maßnahmen, die dazu führen werden, dass der eigentliche Sinn des naturwissenschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschrittes erkannt wird, der darin liegt, die in dieser gleichnishaften Welt ruhenden Gleichungen zum Wohle aller zu lösen statt immer neue Gleichungen mit vielen Unbekannten aufzustellen und nach erfolgter Gewinnmaximierung ungelöst zu hinterlassen.

Nicht in die Fata Morgana „Spaßgesellschaft“, sondern in eine Leistungsgesellschaft mit klar formulierten Zielen ist zu investieren.

© Michael Paulus, 2008

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