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Gesellschaft, Wissenschaft und Kunst

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wissenschaftliches Arbeiten

Die Wichtigkeit ernsthaften wissenschaftlichen Arbeitens in allen Disziplinen darf nicht unerwähnt bleiben. Eine Vielzahl großartiger intellektueller Leistungen wurden v. a. im 20. Jh. erbracht. Ein aus der Allmacht heraus gegriffener Einzelaspekt, der, bis ins letzte Detail analysiert, eine Eigendynamik erfährt, kann jedoch durchaus den Blick auf die großen Zusammenhänge verstellen. Deshalb wurde und wird das interdisziplinäre Arbeiten immer wichtiger. Allerdings bestand und besteht dabei die Gefahr, dass sich einzelne Gedankengänge so weit aufblähen, dass der ihnen innewohnende eigentliche Sinn in der ausufernden Darstellung verloren geht und sich am Ende die Frage einstellt, ob das nun der Weisheit letzter Schluss sei. Exemplarisch hier das Werk Erich Fromms: Man kann sich nur verbeugen vor diesem bis ins kleinste Detail gehenden Versuch einer Ergründung der Abgründe der menschlichen Seele, besonders verständlich aus der traumatischen Erfahrung eines grausamen Vernichtungskrieges. Aber auch hier bleiben Fragen offen.

Es gibt Menschen, die, durchaus nachvollziehbar, die Meinung vertreten, dass derartige Gräueltaten Komponieren im herkömmlichen Sinn eigentlich unmöglich machen sollten. Dieser Meinung dürfen wir uns nicht anschließen, hieße das doch, Hitler den Endsieg trotz verlorenen Krieges zuzubilligen. Es trifft nicht zu, dass Regime vom Schlage des Nationalsozialismus die legitimen Vertreter der „schönen“ Künste sind. Sie haben diese nur zu Propagandazwecken missbraucht. In Wirklichkeit sind genau jene Regime unfähig, Schönheit zu schaffen. Der von ihnen ausgehende Hass sollte unseren Geist nicht vergiften, sondern zur einzig sinnvollen Gegenreaktion veranlassen, nämlich zu einem „jetzt es recht“, indem jene geistigen Grundlagen geschaffen werden, die totalitäre, rassistische Entwicklungen gar nicht mehr möglich machen. Und was eignet sich dazu besser, als eine Kunst, die sich hinkünftig, aus jeder ideologischen Umklammerung befreit, wieder den überirdischen, jedoch alles Irdische beeinflussenden Tatsachen hingibt und diese zum Wohle der Menschheit und ihrer Individuen vermittelt?

Derart vorbereitet führen wir uns die Menschheitsgeschichte von den Tagen der Menschwerdung bis zu unserer aktuellen Zeit vor Augen, um auf diesem gedanklichen Fundament weitere, die Musik betreffende Überlegungen nachvollziehen zu können.

Irgendwann erfolgte auf unserer Erde die Menschwerdung, als die Kommunikation zwischen den ersten Menschen begann und gefühlsmäßige Fragen und Zweifel an Bestehendem nach Beantwortung verlangten. Es ist dies jener Zeitraum, der in der christlichen Glaubenslehre als „Vertreibung aus dem Paradies“ oder als „Essen vom Baum der Erkenntnis“ bekannt ist. Das Tier Mensch trat aus dem Urvertrauen einer sprachlosen Umwelt aus und ein in eine Umwelt voller Fragen, Zweifel und psychisch ausgelöster Ängste. Von umgebenden Situationen ausgelöste Ängste gab es ja schon immer. Jene wurden durch Flucht, Schutz - Suche oder Tod gelöst. Gedanklich ausgelöste Ängste führen eventuell zum Freitod, zumeist jedoch zu körperlich unangenehmen Sensationen, die ja von zahlreichen Philosophen, Psychologen und Psychiatern unserer jüngeren Vergangenheit bestens analysiert wurden.

Die Ursache dieser unangenehmen Sensationen war und ist nach wie vor - in dieser unserer Zeit sogar besonders auffällig trotz bester wissenschaftlicher Erkenntnisse - den Menschen in den meisten Fällen nicht klar, weshalb auch keine Lösung der Spannungen möglich war und ist. Entweder leiteten und leiten Menschen den psychischen Druck über gegen sie selber oder andere gerichtete oftmals sexuelle Ausprägung habende Destruktivität ab (lesen wir etwa nach bei Erich Fromm, Anatomie der menschlichen Destruktivität) oder sie versuchten und versuchen im Sinne einer symptomatischen Therapie die Seelenqualen über diversesten (Rauschgift-) Konsum in den Griff zu bekommen oder aber es halfen große Denker über das Errichten gedanklicher Gebäude und das Aufstellen göttlicher Gesetze („ein feste Burg ist unser Gott“) die Zweifel zu überwinden und dem Mittelpunkt Mensch das psychische Wohlbefinden zu ermöglichen.

Unter der Annahme, dass sich diese großen Denker tatsächlich ihrer Verantwortung bewusst waren und nicht aus Eigennutz im Sinne einer Sekte Bewegungen gründeten, die ihnen Macht, Einfluss und Reichtum garantierten, darf davon ausgegangen werden, dass diese Menschen felsenfest davon überzeugt waren, dass es andere Ebenen des Seins gibt, die ein prinzipielles Fortführen individueller und/oder kollektiver Bewusstseinszustände über den Tod hinaus garantieren. Aber auch die vornehmsten Vertreter monotheistischer Glaubensbekenntnisse sollen in höchster Bedrängnis Zweifel an ihren eigenen Überzeugungen gekannt haben. Man denke nur an den Ausspruch „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Aber mit den Überlieferungen ist es ja so eine ganz spezielle Sache. Was ist Dichtung, was ist Fiktion, was ist tatsächlich geschehen? Deshalb sind prinzipiell Zeiten jüngster Vergangenheit oder der Gegenwart besser analysierbar.

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Michael Paulus - Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert: 23.05.2016 09:37:07

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