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Gesellschaft, Wissenschaft und Kunst

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Vertreibung aus dem Paradies

Die letzten Jahrzehnte sind gekennzeichnet durch eine noch nie da gewesene Flut von wissenschaftlichen Erkenntnissen und eine enorme Erweiterung der menschlichen Informationsbearbeitung und Informationsspeicherung per Computerisierung und Roboterisierung. Zusätzlich dient die eingangs erwähnte Vernetzung per Internet einem noch nie da gewesenen Austausch von Informationen. Der Mensch wäre prinzipiell in der Lage, sich das Paradies auf Erden zu schaffen, wenn ihm nicht in immer höherem Maße etwas zu schaffen machen würde, was mit der „Vertreibung aus dem Paradies“ zu tun hat. Ist das nicht paradox? Seit der Menschwerdung schaffte sich der Mensch sukzessive die Möglichkeiten, die Lebensumstände über zwischenmenschliche Kommunikation und Wissensweitergabe („Das Kollektiv ist immer gescheiter als der Einzelne.“) in den Griff zu bekommen, zu begreifen und immer mehr Bedrohungen abzuwenden. Parallel zu dieser Entwicklung lief jedoch die immer stärkere Bewusstwerdung der Tatsache, dass der Mensch nicht der Mittelpunkt des Universums ist. Somit wurden den Körper bedrohende Gefahren immer geringer, jedoch die geistige Integrität geriet in immer größere Gefahr. Es gab bekanntlich Zeiten, zu denen Menschen für das Aufstellen der Behauptung, die Welt sei eine Kugel, sterben mussten. Warum? Weil andere Menschen erkannten, wie sehr diese Erkenntnisse die mühsame Glaubens - Ordnung in Gefahr brachten, frei nach dem Motto: Wenn das, was „Gott“ gesagt hat, nicht stimmt, so gibt es keinen ewigen Gott. Und dann gibt es auch kein ewiges Leben.

Nun, diese Zeiten haben wir überwunden. Aber interessanterweise scheinen sich erst in unseren Tagen mit vielen Jahrhunderten Verspätung die damals gewonnenen Erkenntnisse, welche folgend permanent verfeinert wurden, auf das Kollektiv Menschheit so auszuwirken, dass die meisten Indivduen unter der Last der Erkenntnis leiden, der Mensch und somit a priori sie selber seien nur ein beliebig auslöschbares Staubkörnchen im Universum.

In diesem Zusammenhang sei ein bezeichnendes Gedicht Heinrich Heines aus dem Buch der Lieder, welches von Franz Schubert vertont wurde, zitiert:

Ich unglückselger Atlas! eine Welt,
Die ganze Welt der Schmerzen, muss ich tragen,
Ich trage Unerträgliches, und brechen
Will mir das Herz im Leibe.

Du stolzes Herz! du hast es ja gewollt!
Du wolltest glücklich sein, unendlich glücklich
Oder unendlich elend, stolzes Herz,
Und jetzo bist du elend.

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Michael Paulus - Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert: 23.05.2016 09:37:07

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