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Ches Themann-Urich

Der Opernregisseur Ches Themann ist ein fundamentaler Denker. Einer seiner Aussprüche lautet: „Das Leben ist die perfekteste aller Illusionen.“ Das erinnert an Goethes „alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis“. Solche Aussagen sind vollendete „Klassiker“.

Ches Themann ist somit ein klassischer Zeitgenosse. Seine Kunstsprache ist zeitlos gültig. Seine Operninszenierungen sind modern, aber nicht im Sinne einer Missachtung zeitloser Inhalte, sondern modern durch die Wahl der Mittel: Lichttechnik und Videoprojektion im Dienste der Aussage des jeweiligen Stückes, faszinierend Emotionen verstärkend.

Natur - Inszenierung    
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    opera production Trovatore (Verdi), Rijeka

Lesen Sie Ches Themann im Original – und erleben Sie dabei die Kraft seiner Gedanken, die ahnen lassen, mit welcher Schmerzensgewalt (frei nach Heinrich Heines „Doppelgänger“, vertont durch Schubert) dieser Mann inszeniert:


Die Passion des Fragens

Wir stellen Fragen. Täglich. Wir wollen Antworten von allen. Von allen, die sie uns nicht geben wollen. Wir wissen alles. Wir können trotzdem keine Antworten geben. Wir geben vor, Antworten zu geben. Wir glauben denen, die vorgeben, uns Antworten zu geben. Aber nur solange wir uns einen Vorteil davon versprechen. Weil wir nichts wissen. Wir glaubten von Cäsar bis Hitler. Wir glaubten von Buddha bis zum Fernsehprediger. Wir wissen nicht mehr, wem wir was glauben sollen. wissen schafft Leid. Unser Gehirn ist die Sünde. Die Qual des Fragens, die Qual des Hoffens, die Qual der Entscheidung begleiten uns seit Jahrmillionen. Wir rennen gegen kalte Mauern. Immer wieder. Wer hat die erste Frage gestellt. Wer hat vorgegeben, die erste Antwort zu geben. Wer hat die ersten Zweifel geäußert. Da war einer, der sagte, er wisse nichts. Wir ließen ihn töten. Man sagt, er starb friedlich. Götter werden erhofft, ersehnt, erzwungen, auf die Schultern gehoben. Sie werden gestürzt, abgesetzt, beiseite gestellt, neue gefunden. Wir beginnen zu ahnen, dass wir uns belügen. Unsere Grenzen lassen uns nichts sehen und erkennen als uns selbst. Alles, was wir fragen, suchen, antworten, ist Trug. Ein Trugbild unserer Projektion. Alles trägt ein menschliches Antlitz. Alle Führer, Erklärer, Genies, Beantworter sind zuletzt immer doch nur Menschen.
Und nun?
Schon wieder eine Frage.
Hiobsbotschaften gab es immer. Solange der Mensch lebt. Seitdem der Mensch sich ein Glück aufbaut, wird es zerstört. Nur wenige merken: Klüger wäre es, sich keines zu erträumen. Dann gäbe es nichts, was zerstört werden kann. Die Bilderstürmer hatten doch recht. Macht Euch kein Abbild von Gott. Nicht wir sind nach seinem Ebenbild geschaffen. Er ist nach unserem Ebenbild geschaffen. Von uns. Als Bild. Und der Sisyphus Hiob wird immer weiter fragen. Und er wird nie eine Antwort bekommen. Und wir werden erkennen: Alle Hiobsbotschaften sind nichts. Nichts gegen diese eine. Das ist die eigentliche wahre Hiobsbotschaft: Unsere Fragen sind sinnlos. There is no answer. Wir werden wahnsinnig, weil wir alles wissen. Weil wir glaubten, alles zu wissen. Weil wir Antworten erzwingen wollten. Und sie daher erfanden. Wir alle. Wir. Der Mensch.
Wer noch?
Ches Themann-Urich

Michael Paulus - Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert: 23.05.2016 10:37:10