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Gesellschaft, Wissenschaft und Kunst

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Musik im Wandel der Zeit

Wir können davon ausgehen, dass zur Zeit der Menschwerdung die Menschen vom täglichen Überlebenskampf derart gefordert wurden, dass kaum jemand daran denken konnte, sich künstlerisch zu betätigen. Erst mit der Erschaffung von nicht bedrohten Überlebensräumen entstanden die ersten Versuche, die Welt zu erklären und diese Erklärungen für die Nachkommen fest zu halten. Korrespondierend mit meinen einleitenden Erklärungen liegt nun der Schluss nahe, dass eine Verringerung von exogener, umweltbedingter Bedrohung in einem Hervortreten von endogenen Zweifeln ob der eigenen Existenz mündete, was bei einigen herausragenden Menschen zu einem Muss an künstlerischer Betätigung geführt hat. Andere, diese ersten Kunstwerke antizipierenden Menschen genossen die Darbietungen, waren diese doch Balsam für die wunde Seele, wobei der Grund für die depressiven Verstimmungen nicht bekannt war. Es hat wohl auch keine Zeit gegeben für zu langes Nachdenken. Der tägliche Überlebenskampf forderte zu viel Energie.

Erst in Zeiten einer weitestgehend unbeeinträchtigt von Feinden leben könnenden Gruppe von Menschen mit geordneten Lebensabläufen wurde Zeit geschaffen für Vergnügungen. Allerdings war dann Musik nicht mehr unbedingt ernst, sondern diente der Belustigung und reinen Unterhaltung. In jenen Zeiten liegen wohl die Anfänge der ernsten Musik und der Unterhaltungsmusik. Oder aber es ergaben und ergeben sich Mischungen aus ernst und heiter in echter, unverfälschter Volksmusik, deren kollektiv entstandene Melodien seit jeher gerne von Komponisten verwendet wurden, wissend, dass ihnen auf diese Art und Weise ein breites Publikum sicher ist, allein schon wegen dem Wiedererkennungswert einer vertrauten Weise. In Irland beheimatete Volksmusik ist in diesem Zusammenhang ein Klassiker.

Schon in grauer Vorzeit verdrängten die Menschen viel eher Ängste mittels Unterhaltungsmusik, als mit ernster Musik der Wurzel der Urängste zu begegnen, nämlich jener Angst, die aus dem Ausgestoßen-Sein aus dem Urgefühl eines fraglosen Vertrauens erwächst. „Ein heiliger Akkord“, wissend und gekonnt an der richtigen Stelle angeschlagen, hilft intuitiv zu wissen, dass man in All-es eingebunden ist und bleibt, dass einen nichts und niemand auslöschen kann, denn dieses überirdisch schöne Gefühl ist tatsächlich überirdischer Bote anderer Welten. Der Zuhörer wird „entrückt in eine beßre Welt“. Allerdings werden jene Zuhörer, die gedanklich zutiefst davon überzeugt sind, dass es keine andere Welt gibt, von derart aufkeimenden Gefühlen unangenehm berührt, weshalb sich ihre Beschäftigung mit absoluter Musik bestenfalls auf eine Kenntnisnahme derselben beschränkt. Wie heißt es doch so schön: Böse Menschen haben keine Lieder. In Anlehnung an eine zuvor getroffene Behauptung, sollte es wohl besser heißen: Kranke Menschen haben keine Lieder. In diesem Fall sind diese „Lieder“ die Melodien dieser „besseren Welt“. Auch die mit oftmals simpler Rhythmik, jedoch brachialer Lautstärke vorgetragenen Motive und Melodien sog. Popmusik können beim entsprechend eingestimmten Zuhörer Stimmungslagen erzeugen, die auf eine spezielle Art und Weise neue Dimensionen der Existenz erschließen. Die Rhythmen bekommen die Gefühle fest in den Griff, was die Wirkung eines sich auf diesem Boden ausbreitenden Motivs oder einer Melodie verstärkt. Somit ist das Ergebnis ähnlich dem, was mit absoluter Musik bei anders gestimmten Zuhörern erreicht wird: zumindest kurzfristige Sinngebung durch Bewusstseinserweiterung.

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Michael Paulus - Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert: 23.05.2016 09:37:07

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